Tokioregen

„Wer sucht, der findet Wege in die Welt hinaus und Wege zu sich selbst. Wer sucht, der findet Orte voller Schönheit, Fülle und magischer Bedeutsamkeit. Wer sucht, der findet Menschen, die der ganzen Unendlichkeit des Herzens Sinn verleihen. Wer sucht, der findet Liebe, die für immer bleibt.“

Der Regen prasselt auf die Ränder der Balkonbrüstung und schießt von dem Ende der Regenrinne auf dem Boden. Im meditativen Klang schlage ich die letzte Seite des Buches um. Schon ahnend was in diesen letzten Zeilen zu lesen sein wird. Mit einem Lächeln schlage ich das Buch zu und halte Inne. Realisiere wieder die Wirklichkeit, die mich umgibt. Sehe wieder die roten Dächer der fest verankerten Häuserwand gegenüber.

Man spürt den Beginn des Herbstes. Gestern noch bestaunte ich wie das Licht durch die Blätter der Bäume glänzt. Schimmernd schön tanzen die Schatten auf dem Waldboden – kaum als Bild festzuhalten. In Japan haben sie ein Wort dafür: Komorebi. Nur eines der japanischen Wörter die so speziell inspirieren. Und in einen Regenguss japanischer Zeilen tauchte ich in den letzten Tagen ein.

Eine Zeilenreise, die mich wieder in die Ecken Tokios brachte. Zeilen, die mich zum Schmunzeln brachten, mich lachen, aber auch die Sehnsucht nachfühlen ließen. Eine Reise, die mich durch die Augen einer Freundin durch die Stadt gingen liesen. Zwischen dem Erzähler – Ich und den geglaubten reellen Erfahrungen, die sie selbst machte. Eine Reise, die mein Herz berührte. Eine Reise, die mich versinken ließ in eine Welt voller Leidenschaft, japanischer kulturellen Gepflogenheiten, Weltneugierde und Gastfreundschaft. Eine Welt, die Sehnsucht erweckt nach zwitschernden Ampeln, leuchtenden Straßenfassaden, stürmischen Regenstunden, gefüllten Reisbällchen, Sake und höflichen Verbeugungen. Eine Sehnsucht nach -sans und den melodischen Namen bei deren Singsang artigen Aussprache keinerlei Hektik zu vernehmen sind. Eine Reise in ein verwüstetes Tokio voller Mut und Hoffnung.

Wer sucht, der findet Zuversicht, Freude, Liebe und Vertrauen. Wer sucht, der findet Antworten auf Fragen, die mit der Zeilenwelt kaum zu tun haben. Und doch liest man zwischen den Zeilen die eigenen Empfindungen heraus. Wer sucht, der findet Orte voller Schönheit, Fülle und magischer Bedeutsamkeit. Wer sucht, der findet Menschen, die der ganzen Unendlichkeit des Herzens Sinn verleihen. Man muss nur Geduld mit sich haben.