Berlin pulsiert – nicht laut, sondern stetig. Zwischen Beton und Geschichte wanderten wir durch Schichten der Zeit. Kaffee am Morgen wurde zu Galerien am Nachmittag, zu Gesprächen im Dunkeln, irgendwo zwischen Späti-Licht und Straßenbahnschatten. Das Herz der Stadt, das ganz unterschiedlich pocht. In neu gegründeten Cafés, in urigen und modernen Bars, in innovativen Restaurant Konzepten.
Der Puls für jeden an einer anderen Ecke. Ein Puls, der für mich in Kreuzberg immer am meisten pochte. Unterschiede bei Tag und Nacht. Parks und Umschlagsstellen die man nachts zu meiden versucht. Pils von Fass bei Punkrock, Aperol in der Sonne mit Mandelcroissants. Ecken voller Magie, schönen hölzernen Buch- und Weinläden. Antiquariate zwischen Kaffeeröstereien und Hausfassaden in Barockstil. Das Ufer des Landwehrkanals das sich mit Leben und Stimmen füllt. Markplätze mit Gemüse und Delikatessen sowie türkischen Spezialitäten. Und irgendwo immer umringt von Wasser oder Grünstreifen begleitet von dem rhythmischen Klacken der Fahrradkette.
Aus meinen Kopfhörern dröhnte Just Like Honey – ganz im Einklang mit der Playlist Euphancholie. Dieses sentimentale, melancholische, aber lebensbejahende Gefühl überkam mich wieder. Noch beim Roten Rathaus auf die U-Bahn wartend, war ich gedanklich längst zurück in der Torstraße.
Bierreiche Abende endeten in nächtlichen Spaziergängen. Gespräche über das Sein, über Sinn und Unsinn, flackerten zwischen Laternenlicht und vorbei ziehenden Taxis. Blicke wurden getauscht – solche, die mehr sagten als Worte, die Emotionen und Gefühle weckten. Personen, die aus sorglosen Momenten es immer schaffen mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Eine Nachbarschaft, die gleichzeitig Ruhe finden lässt. Ein kleines weißes Yogastudio inmitten der Stadt, fast unauffällig, aber voller Ruhe. Fenster, die im Winter Einblick geben in das Leben der Kreativen und der Erfolgreichen. Eine Straße, aufgeladen mit Erinnerungen.
Ein Autor, seine Worte, eine passende Playlist. Highway Patrol Stun Gun – kaum ein Lied, das so viel ausdrückt wie das, was ich vor zwei Jahren in Berlin erleben durfte. Benedict Wells und Musik – ein Gefühl, ein Rückblick, ein Herzschlag.
Und meine Gedanken enden irgendwo zwischen dem Frankfurter Tor und der Grünberger Straße. Dort, wo das Leben selbst an Donnerstagen vibriert, während München sich bereits zur Nachtruhe bettet. Dort wo graue Spaziergänge in bunte Farben getaucht wurden. Wo um jede Ecke etwas Überraschendes auf einen lauert. Ein Gefühl von der Freiheit sich jeden Tag neu zu erfinden. Irgendwo zwischen Leichtigkeit und Anstrengung. Zwischen dem Neuerfinden und dem Sicht-finden-wollen.
Nicht jede Stadt lädt zum Fühlen ein – Berlin verlangt es. Und wir lassen es zu.