Rosenblätter

Rosen aus dem Garten meiner Eltern. Sie duften nach „Jil Sander Sun“. Sie versprühen Nähe, verbreiten Ruhe und gleichzeitig das Gefühl einer vollgeplanten Tageszeit. Das Herz voller Liebe. Ein Blick voller Sanftmut. Eine wärmende Umarmung. Die Gewissheit von Geborgenheit. Die Zuflucht in den schwächsten Momenten.

Sonnige Sommermonate, die einen Frühling in sich bergen.

Als erste Tat des Morgens öffnete ich den Klappladen meines Fensters. Unten an der Straße fuhr ein einsames Auto vorbei. Der morgendliche Nebel erfrischte die Luft. Darunter der Rosenbusch. Im Sommer noch prall grün, mit dichten Blüten, die den ganzen Garten zu füllen schienen. Jetzt, im September, lagen seine Blätter in zunehmender Zahl darunter. Ein rosafarbener Teppich, leise fallend, Schritt für Schritt.

Ich band mir die Schnürsenkel und schwang die Tasche auf die Schultern. Beim Hupen des Zuges sprintete ich am fast verblühten Busch vorbei.

Begeistert sah ich hinaus. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, legten sich auf den Vorgarten – nur um genauso schnell wieder zu verschwinden. Oben die weiße Schönheit, unten die traurige Leere der Gartenerde.

Mit Inlinern fuhren wir die rau geteerte Straße auf und ab. Wir trugen die Milchkanne zum Bauern, brachten sie gefüllt zurück nach Hause. Immer vorbei am sich grünenden, blättergefüllten Rosenbusch. Die Vögel zwitscherten, während ich den Fensterladen öffnete. Auf dem Heimweg versuchte ich, durch den Duft – vorbei an densich öffnenden Knospen – das Mittagessen zu erraten.

Die kleinen Röschen, kunstvoll eingeflochten in den Blumenkranz für den Maientag, präsentierten sich stolz auf den Köpfen der Mädchen vor der Haustür.

Rosen, Begleiter des Heranwachsens. Rosen, die einen sich entwickelnden Charakter still beobachten. Rosen, die wie die Menschen, die sie streifen, aufblühen. Rosen, die Schutz suchen. Rosen, die die Sonne in sich aufsaugen. Rosen, die Stiche versetzen können. Rosen, die gehen – um wiederzukehren.

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Spiegelndes Glänzen

Manchmal ist es dieses eine Lied in der Moll Tonart. Dieser eine Film. Inspirierende Momente gemischt mit zarten Berührungen. Töne untermalt mit vielschichtigen braunen Farbtönen. Fotografisch hinfort tragende Aufnahmen eingebettet in sanfte Naturlandschaften.

Diese leichte Melancholie, die Herz, Seele und Verstand berührt. Die einen treiben, in die Weite, die Tiefe, die Ferne hinfort fliegen lässt. In das Fremde, in das Nichts, in das Alles. Treibend in das doch so tiefe Ich Selbst. Einmal abtauchen in die Tiefe der Sinne. Tauchend in die Sinnlichkeit. Den Sinn des jetzigen Seins erkundend. Eine melancholisch bezaubernde Art des.Sein wollens und des Sein werdens.

Ein Glanz, der sich in den Augen widerspiegelt. Glänzend vor sich hin spiegelt. Spiegelnd wie der Mondschein im Wasser, wie die mit Schnee bedeckten Gipfel der Berge. Jeder Spiegel voller Glanz. Dieser Moment. Du und ich. Dieser Augenblick, in dem ich mir nichts mehr wünsche, als dass dieser niemals vergeht. Festhaltend gehen wir tiefer als das stumme Vergessensein. Im diesem Moment. Im Jetzt und Hier. Im Du, Ich und Wir. Im Ich und Sein ganz bei mir, ganz daheim.

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